Wie keinem anderen schleswig-holsteinischen Auswanderer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelang Ludwig Nissen in den USA der wirtschaftliche und soziale Aufstieg. Am 2. Dezember 1855 in Husum als sechstes von zehn Kindern eines Reepschlägers (Seilers) geboren, besuchte Ludwig Nissen zunächst die Volksschule und arbeitete danach als Schreiber auf dem Amtsgericht im Husumer Schloss.
Als 16-Jähriger verließ Ludwig Nissen im August 1872 - ohne Englischkenntnisse und mittellos - seine Heimat und reiste von Hamburg aus nach New York, um hier sein Glück zu suchen. Zum Abschied verkündete er: „Ich werde ein erfolgreicher Geschäftsmann!“
In New York arbeitete der junge Ludwig Nissen zunächst als Stiefelputzer, Geschirrwäscher, später als Gastwirt. Nach mehreren beruflichen Misserfolgen wendete sich sein Schicksal im Jahre 1881, als er in den Juwelengroßhandel einstieg. 1882 heiratete Ludwig Nissen die New-Yorkerin Katherine Quick (1862-1930). Die Ehe war glücklich, wenngleich sie kinderlos blieb. Der soziale Aufstieg der Nissens war rasant und sie zogen ins reiche, aufstrebende Brooklyn. Im Jahre 1906 bauten sie dort eine luxuriöse Großstadtvilla, die beide mit vielen Kunstgegenständen ausstatteten, welche sie auf ausgedehnten Reisen nach Europa, Asien und dem amerikanischen Kontinent erwarben.
In den folgenden Jahren war Ludwig Nissen geschäftlich überaus erfolgreich. Er galt als exzellenter Kenner von Perlen und Diamanten, engagierte sich in den 1890er Jahren in der Vereinigung der Juwelierhändler New Yorks und wurde 1895 deren jüngster Präsident. Bald gehörte er zur wichtigen New Yorker Elite, die über ein Drittel des Vermögens der USA verfügte und somit die Geschicke der USA maßgeblich bestimmte.
Obwohl zum leidenschaftlichen Amerikaner geworden, vergaß Nissen keineswegs seine deutsche Herkunft und dies wurde ihm während des Ersten Weltkrieges fast zum Verhängnis, als er sich leidenschaftlich gegen den Vorwurf der alleinigen deutschen Kriegsschuld wandte und sich so nicht nur gegen die anglo-amerikanische Mehrheitsmeinung stellte, sondern auch einen fatalen politischen Fehler beging. Mit dem Eintritt der USA in den 1. Weltkrieg im April 1917 erkannte er seinen Irrtum und es gelang ihm teilweise durch großzügige Spenden in die Kriegskasse, sein Ansehen wiederherzustellen und sich mit seinem Freund Theodor Roosevelt (Präsident der USA) zu versöhnen.
Im Alter äußerte Nissen den Wunsch, in seiner Vaterstadt Husum eine kulturelle Einrichtung zu schaffen. Seine Pläne beinhalteten ein Museum und eine Kunstgalerie, in der seine internationale Kunstsammlung gezeigt werden sollte.
Als Ludwig Nissen am 26. Oktober 1924 in Brooklyn unerwartet starb, hinterließ er testamentarisch eine kulturelle Idee, die nach ihrer Realisierung in den 1930er Jahren nicht nur in der Stadt Husum, sondern vielmehr an der gesamten schleswig-holsteinischen Westküste kulturelle Prägekraft errang. Herzstück der Husumer Kunstausstellung ist bis auf den heutigen Tag Ludwig Nissens umfangreiche Sammlung, die neben europäischer Kunst vor allem auch zahlreiche Werke amerikanischer Künstler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts umfasst.
Länge: 39 Minuten
Sprache: Deutsch / Englisch
Stab
Buch & Regie: Martina Fluck
Kamera Jürgen: Hoffmann
Kamera New York: Martina Fluck
Ton New York: Karsten Sommer
Schnitt & Animation: Stefan Schulze
Musik: Felix Raffel
Produktionsassistenz: Vivien Buchhorn
Transkription Hannah: Weißenborn
Mit
Dr. Paul-Heinz Pauseback, Leiter Auswanderer-Archiv im Nordfriisk Instituut
Diana Bowers-Smith, Archivarin Brooklyn Collection Brooklyn Public Library
Franziska Horschig, wissenschaftl. Mitarb. Museumsverbund Nordfriesland
Dr. Uwe Haupenthal, Geschäftsführer Museumsverbund Nordfriesland
Rosemarie Selm, Diplom-Konservatorin für Leder & Textilien
Dr. Ulf von Hielmcrone, Präsident der Nissenstiftung
Wir danken für die großzügige Unterstützung
Natiba Guy-Clement, Brooklyn Public Library Manager of Special Collections
Nordfriesland Museum Husum. Nissenhaus
Hapag-Lloyd AG Company Records, Norman Kremer
BallinStadt Hamburg - Das Auswanderer Museum, Elmira Mitschailow
Gefördert durch
Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein Filmwerkstatt Kiel
Land Schleswig-Holstein Ministerium für Justiz, Kultur und Europa
Nissenstiftung
NOSPA Kulturstiftung Nordfriesland
Eine Produktion der
YUCCA Filmproduktion
© 2017